Das Abitur gehört wahrscheinlich zu dem Lebensabschnitt, in
welchem man zu Kim Jong Un mutiert und Lust am sadomasochistischen Provozieren
findet, als auch an sinnlosen Verhaltensweisen, die weder den Mitmenschen
nützen noch die eigene Produktivität fördern.
Oder auch, in welchem das Zeitunglesen ausbleibt. Kein Kim Jong Un, kein Peer
Steinbrück, keine Shitstorms.
Was bleibt: Ein Aktionspotenzial von ca. +30 mV.
Prokrastination bezeichnet die Flucht vor Arbeit und die
Hinwendung zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben. Man hat pausenlos Lust
auf Sex, um die selbstverschuldete Prokrastination kompensieren zu können. Doch
das Bett ist leider unbeman(n)t. War es nicht Kant, der einst darauf plädierte,
man müsse sich aus der selbstverschuldeten Prokrastionation heraus befreien? So
in etwa. Ich sehe gerade, Word kennt den Begriff Prokrastination nicht – Ich
schon.
Durch geografische Isolation ist man zwar keiner reproduktiven Isolation zum
Opfer gefallen aber die Begattungsorgane werden periodisch dazu angehalten
funktionslos dahinzuvegetieren.
Auf einmal will man nicht mehr bloß befruchtet, sondern auch noch bestäubt
werden, während sich der Lebensabschnittsgefährte verzweifelt überlegt wie er
das körperlich anstellen soll.
Nichts desto trotz, um der sexuellen Not Einhalt zu gebieten und gleichzeitig
den eigenen Gefühlszustand aufzubessern, findet die Bemühung statt, sich
Unmengen an Kaffee einzuverleiben, damit Serotonin seine Wirkung entfalten
kann.
Als positiv zu vermerken wäre jedoch, dass mich langweiliger
Lernstoff mit seiner unnötigen Existenz dazu auffordert mehr zu trinken, denn
es gilt: Je langweiliger die (geistige) Konversation ist, desto mehr trinkt man
und desto öfter findet man sich auf dem heimischen Klo wieder.
Doch, in dem Fall natürlich kein nassfeuchtes, alkoholisches Getränk. Nein, das
hebe ich mir für Höhepunkte wie „Die Evolution der Pflanzen“ auf. Dieses Thema
– vollkommen frei von sensationsheischenden Erkenntnissen und interessiertem
Staunen meinerseits – macht Prokrastination erst zu etwas sinnvollem:
„Farne
erlebten eine adaptive Radiation. Sie entwickelten sich durch einen
Generationswechsel: Eine geschlechtliche Generation, die Gametophyten,
wechselte immer mit einer ungeschlechtlichen Generation, den Sporophyten.
Haploide Farnspore keimte zu einer haploiden Gametophyten mit männlichen und
weiblichen Geschlechtsorganen. Begeißelte männliche Spermatozoide schwimmen in
einem Wasserfilm zu den Eizellen und nach der Befruchtung entsteht auf der
Gametophyte die Zygote, welche zu einer diploiden Sporophyte heranwächst.“
Fühlen Sie sich jetzt schon leer? Das macht nichts, denn
damit sind Sie nicht allein. Geistige Anstrengung fördert das Bedürfnis nach
Leere und Blödsinn. (Definitionshinweis: Blödsinn ist die Fähigkeit eines
Objektes sinnlos zu sein, um dennoch gleichzeitig vom Menschen konsumiert zu
werden, welcher um die Blödsinnigkeit weiß, diese Tatsache jedoch nicht primär
in seinem Kopf präsent ist und deshalb in den Hintergrund rückt.) Two and a
half man ist zwar Blödsinn, doch ist Blödsinn sekundär. Es gleicht das aus, was
meinen Tagesablauf bestimmt und sich letztlich in Tweets äußert. Kostprobe:
•
Mechanische bzw. physiologische Isolation ist,
wenn der Schlüssel nicht mehr ins Schloss passt.
•
Ich binde mir gleich einen Ranvierschen
Schnürring um den Hals und springe vom Axonhügel. Das ist dann mein Nerventod.
•
Pessimum: Der Mann befindet sich in einem Raum
mit Bier aber ohne Frauen. Er ist demnach zwar lebens- aber nicht
fortpflanzungsfähig.
Ansonsten denke ich mir: „Ich habe genau eine
7-Euro-Autowäsche gebraucht um dem Mann das Ruhe- und Aktionspotenzial zu
erklären, was bedeutet, dass ich noch drei Autowäschen brauche, um Neurologie
beenden zu können.“
Was ich sonst noch zu tun
pflege, wenn ich emotionalem Stress ausgesetzt bin?
Im Bett liegen und meinen Laptop auf den Beckenknochen balancieren.
Das beruhigt.
Was bleibt: Ein Ruhepotenzial von ca. -70 mV.